Die Bettflasche

In den dreizehn Jahren, in denen ich Flora kenne, gab es vielleicht fünf Abende, an denen ich vor ihr ins Bett gegangen bin. Sie geht früh ins Bett, manchmal schon vor 21 Uhr. Sie liebt ihr Bett. Und wenn sie einmal drin ist, ist sie die Königin. Doch wenn ich spät von der Arbeit komme, Zeit mit ihr verbringen will, ist Flora schon auf dem Rückzug.
Dieser allabendliche Moment der Trennung fühlte sich für mich viele Jahre lang wie eine Niederlage an. Auch Flora litt unter meiner Enttäuschung. Bis zu dem Tag, vielleicht vor fünf Jahren, als Flora mich bat, ihr eine Bettflasche zu machen.
Ich erhitzte sie – und brachte sie ihr ins Zimmer. Anfangs mochte ich das nicht unbedingt. Doch indem sie mich fragt, ob ich ihr die Bettflasche mache, teilt sie mir mit, habe ich mit der Zeit verstanden, dass sie ins Bett geht. Und seit ich das verstanden habe, tue ich das fast jeden Abend für sie. Es ist zu unserem gemeinsamen Ritual des Zubettgehens geworden. Ich bringe die Wärmeflasche herein und lege mich zu Flora, plaudere mit ihr und lasse den Tag gemeinsam mit ihr ausklingen.
In manchen Nächten muss ich ihr manchmal, wenn ich mit der Bettflasche ins Schlafzimmer komme, ihren Kopf freilegen, um sie küssen zu können, so fest ist sie in ihre Decke eingewickelt. In diesen Nächten grummelt sie nur; kein «Gute Nacht», kein Kuss, keine Aufmerksamkeit. Aber ich weiss selbst dann, dass wir zusammen sind. Anspruchslos und wohlig verlasse ich das Schlafzimmer.
Wenn mich Flora fragt, ob ich ihr ihre Bettflasche gemacht habe, fragt sie mich: «Teilen wir diesen Abend?» Sie fragt mich auch: «Gefällt es dir, dein Leben mit mir zu verbringen?» Und: «Weisst du, wie froh ich bin, dass du hier bist?» Ja, habe ich, Flora. Ja, das tun wir. Ja, sehr.
«Ja, ich weiss.»

Autor: Mark Albin

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