Meine künftige Ehefrau habe ich als hübsche, sympathische Arbeitskollegin kennengelernt, als uns der Zufall, beziehungsweise der Personaldienst der Post, während nur einer Woche auf der gleichen Poststelle am Schalter einsetzte. Eigentlich hat es bei uns beiden schon am ersten Tag gefunkt. Wir gingen täglich gemeinsam Mittagessen, plauderten und neckten uns am Arbeitsplatz wann immer möglich. Nach dieser Woche kannten wir gegenseitig den gesamten bisherigen Lebenslauf. Zu mehr getrauten wir Liebesanfänger uns in dieser Woche aber noch nicht. Ich bangte dem Samstag entgegen, der den Abschied bedeutete. Ich wusste, dass sie am folgenden Montag wieder auf ihrer vorherigen Poststelle, hundert Kilometer entfernt, für längere Zeit eingesetzt wird. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee verabschiedeten wir uns. Sie mit dem Zug, ich mit dem Auto fuhren wir wehmütig nach Hause. Nebst diesen Gefühlen war da noch die Blamage, dass sie und nicht ich, unseren letzten gemeinsamen Kaffee im Restaurant bezahlt hatte.
Sie ging mir die folgenden Tage nicht aus dem Kopf. Ich grübelte stundenlang, wie ich irgendwie wieder Kontakt knüpfen könnte. Das mit dem Kaffee brachte mich auf eine Idee. Ich wusste aus ihren Erzählungen, dass sie an ihrem aktuellen Arbeitsplatz die Arbeitspausen öfters in einem Restaurant verbrachte. Meine Idee war nun, dieses Restaurant zu kontaktieren, um Geld zu überweisen mit dem Auftrag, der jungen, hübschen Pöstlerin den Pausenkaffee als von mir spendiert zu servieren. Nur welches Restaurant war das noch? Das Telefonbuch liess mich ob der Anzahl an Lokalen fast verzweifeln. Nach mehreren Versuchen hatte ich immerhin eine Serviceangestellte am Draht, welche bestätigte: „Ja, sie wisse, wen ich meine. Aber sie sei schon lange nicht mehr bei ihnen gewesen.» Darauf habe ich resigniert und diese Idee mit dem Kaffee abgeschrieben. Das hat wohl irgend einem Engel nicht gepasst und er hat dem Schicksal nachgeholfen: Ein Ausläufer einer Firma lud einige Tage später die hübsche, junge Schalterangestellte der Post zu einem Pausenkaffee in genau jenes besagte Restaurant ein. Jener Engel hat zudem geschaut, dass die gleiche Serviertochter an diesem Tag Dienst hatte und sich an mein Telefon erinnerte. Obwohl ich kein Geld überwiesen hatte, richtete sie zumindest aus, dass da ein gewisser Herr ihr gerne den Kaffee hätte offerieren wollen…
Meine „Liebe“ hatte an diesem Tag Spätdienst und rief abends um acht Uhr bei uns zu Hause an. Meine Mutter rief mich mit einem vielsagenden Blick ans Telefon „es ist für dich – eine Frau …“
Diese Frau hat mir später gestanden, dass sie nicht aufgelegt hätte, bevor wir ein „Rendezvous“ abgemacht hätten. So kam es am folgenden Wochenende zum ersten Rendezvous – und in den folgenden Monaten zu vielen weiteren Treffen. So kam es zur Hochzeit, zu jetzt über 40 gemeinsamen Ehejahren, zu vier Kindern und bisher 4 Enkeln.
Aufgezeichnet von RR