Ich lag mit einem heftigen Infekt wochenlang im Spital. Weil ich nichts zu lesen hatte, brachten mir die Krankenschwestern einen Stapel Annabelle-Heftchen. Ich war damals Single und las daher auch diese «wunderbaren» Heiratsinserate. Ich fand diese zunächst toll und fragte mich dabei auch: «Warum müssen diese Frauen überhaupt inserieren? Sie beschreiben sich ja alle so ideal!» Jedes Inserat war jeweils mit einem Codewort wie z.B. «Mondnacht» versehen.
Irgendwann haben mich diese Inserate dann doch genervt und ich habe mir gedacht, ich gebe ein «Anti-Inserat» ein. Ich schrieb, ich sei ein launischer Mensch und pfeife auf all die wohltemperierten Heiratsinserate. Mein Inserat versah ich mit dem Codewort «Bla, Bla, Bla».
Ich schickte das Inserat an die Annabelle-Redaktion in der Annahme, dass es nicht veröffentlicht würde. Weit gefehlt – es wurde veröffentlicht. Und siehe da, der Postbote meines Dorfes brachte mir in der folgenden Zeit etwa 150 Briefe! Viele Frauen darin wollten mich belehren, dass die Welt nicht so schlecht sei, wie von mir beschrieben.
Ich kümmerte mich nicht mehr darum und hatte mit dieser Geschichte abgeschlossen, als eines Samstagmorgens der Postbote ein Couvert von der Annabelle brachte mit einem kleinen grünen Couvert drin. Nach kurzem Zögern habe ich dann das Couvert geöffnet.Im Brief stand ein einziger Satz: «Möchte dich an einem deiner besseren Tage kennenlernen.» Sie wurde meine Frau.
Autor: Hansjörg Hinrichs (Fotojournalist/Expeditionsleiter)
Quelle: https://www.facebook.com/srf1/videos/hansjörg-hinrichs-liebesgeschichte/274721037321328/