Die Stille nach dem Streit

Diese Stille nach einem Streit ist wie schneidende, schwarzverklebte Luft. Ich kann ihr nicht entkommen, muss sie tragen und aushalten, muss funktionieren und weiterleben, muss weitermachen. Die Erlösung scheint fern, fast unerreichbar fern. Nähe ist undenkbar geworden. Wir würden nie mehr zueinander finden, denke ich dann, ich denke wirklich: «Nie mehr.» Doch dann …
Mal ist es ein kurzes SMS, eine schnelle Berührung, mal ist es eine Geste, eine Entschuldigung, ein Satz von dir. Du gibst ein Zeichen, lässt wieder Nähe zu, langsam erst nur, doch allmählich entspannt es sich, Normalität und Alltag stellen sich ein, nicht sofort, aber Stück für Stück. Und auf einmal ist es so, als hätte es diese körperlose Stille nie gegeben. Sie ist einfach weg. Nicht einmal in meiner Vorstellung bleibt etwas von ihr übrig. Dabei bin ich, als sie da war, vom Schlimmsten ausgegangen. Ich habe mein Budget für den Auszug schon kurz im Kopf durchgerechnet. Ich dachte wirklich: «Nie mehr.»

Autorin: Brigitte Eigenmann

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