Wir schliefen in einem Bett auf Stelzen, einem halben Hochbett, wie auf einer Empore, und ich musste immer Anlauf nehmen, um das Bett zu bespringen, oder auf einen Hocker steigen, um hinaufzukommen. Ich genoss das gemeinsame Bett, genoss, dass sich aus der Nähe des Miteinander-Liegens durch die Müdigkeit hindurch das Begehren den Weg bahnte, und rückte an den Rand der Matratze, wenn ich mich dünnhäutig fühlte und mir jede Berührung, die mir sein Begehren mitteilte, zu viel war. Ich stillte, umarmte, tröstete, spielte, kochte, arbeitete, er baute, räumte, träumte, las, genoss, kaufte ein. Ich war immer wieder im Glück mit diesem schönen, sympathischen, ungewöhnlichen, radikalen Mann an meiner Seite, der sein Anderssein kultivierte. Doch immer weniger konnte ich ihm in sein Luftschloss folgen, das er bewohnte. In meiner Wirklichkeit fühlte ich mich zunehmend allein, alles Insistieren, Konfrontieren, Auffordern brachte immer nur mehr desselben, brachte grosse Träume und wenig Wirklichkeit.
Autorin: Maya M.